Monatsinspiration Dezember: „OM“ – ALLES ZUR HERKUNFT UND BEDEUTUNG

Nur zu gut kann ich mich an meine erste Yogastunde erinnern, in der am Anfang ein „Om“ gesungen wurde. Ich fühlte mich sehr unbehaglich, blinzelte (obwohl die Augen geschlossen sein sollten) nach links und rechts, um zu überprüfen, ob die anderen das jetzt auch so komisch finden wie ich – und sang dann lieber nicht mit. „Om“ hatte für mich irgendetwas Klischéehaftes, Verstaubtes und ich war froh, ein Yogastudio gefunden zu haben, das etwas undogmatischer und moderner war als die, die es Anfang 2000 sonst so gab. Und jetzt wurde hier auch gesungen???

Nach und nach gab ich meinen Widerstand auf und fing einfach irgendwann an, mitzusummen und dann mitzusingen (denn eigentlich singe ich auch für mein Leben gern!).

Es fühlte sich immer besser und normaler an und irgendwann hatte das gesungene „Om“ am Anfang und am Ende der Stunde etwas sehr Beruhigendes, Ankommendes und Verbindendes für mich.

Später dann wollte ich wissen, was hinter diesem „Mantra“ steckt und habe mir viele Erklärungen und Beschreibungen angehört und durchgelesen. Und davon gibt es wirklich viele! Doch muss ich ehrlich sagen, dass keine der Erklärungen so richtig durchdrang in mein tiefes Verstehen.

Mittlerweile glaube ich auch, dass es beim Singen von Sanskrit- (alte indische Sprache) – Mantras auch eher auf das Erleben und Fühlen ankommt: dein Verstand muss nicht unbedingt die Bedeutung analysiert und verstanden haben – probiere es einfach aus und schaue dann, was passiert und wie du dich dabei fühlst.

Dennoch gibt es hier einen Versuch einer Erklärung und Beschreibung – viel Freude beim Lesen!

OM – „DIE HEILIGE SILBE“

Om als Wort zu bezeichnen, ist streng genommen nicht ganz richtig, denn eigentlich handelt es sich um eine Silbe. Tatsächlich gilt Om sogar als heilige Silbe. Die Sanskrit-Schreibweise ergibt nämlich nicht Om, sondern Aum, und damit beginnt und endet sie mit dem Anfangs- und Endbuchstaben des Sanskrit-Alphabets. Om/Aum steht also für das Universelle, Ganze und wird als Grundlage jedes einzelnen folgenden Klanges verstanden. 

HERKUNFT VON OM

Die kleine und doch so wichtige Silbe besteht aus den drei Buchstaben A, U und M, welche charakteristisch für die drei Veden sind. Die Veden („Wissen“) sind religiöse Texte des Hinduismus und wurden zuerst in sehr alten indischen Schriften erwähnt, den Upanishaden.

Diese drei Buchstaben stehen entweder für die drei Götter Vishnu (A), Shiva (U) und Brahma (M) oder werden als Symbole für drei Bewusstseinszustände verstanden: A bedeutet Wachsein, U steht für Träumen und M für Tiefschlaf. Hinzu kommt ein vierter Zustand, nämlich Stille. Eigentlich besteht Om also nicht aus drei, sondern aus vier Teilen, von denen man aber logischerweise bei der Aussprache nicht alle hört.

Den ersten Teil des Klanges, das lange AU, wird im Deutschen wie „o“ in „ohne“ intoniert. Der zweite Teil des Klanges endet mit einem nasalen „m“, einem langgezogenen Ton.

 

WAS BEDEUTET OM GENAU?

Eine genaue wörtliche Übersetzung für Om gibt es nicht wirklich, grob gesagt drückt man damit aber aus: „Alles, was gewesen ist, was ist und noch sein wird.“ Om steht also gleichzeitig für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – ganz schön viel Inhalt für so eine kurze Silbe! Wie schon gesagt, gilt Om quasi als Urklang, also als jener Laut, der allen anderen vorausgeht. Im Hinduismus ist Om damit der Klang der Schöpfung.

 

WANN UND WARUM SAGT MAN OM?

Bestimmt kennst du das „Om“ als schmückendes Element in Form der Sanskrit-Schreibweise, oder auch aus unseren Yogastunden. Vor und nach dem Yoga sagen wir oft „Om“, um die Praxis einzuläuten bzw. abzuschließen.

Wenn du dir einmal langsam ein Om vorsagst, wirst du vielleicht die Schwingungen bemerken, die dabei im Körper entstehen. Im Yoga soll diese Vibration das Bewusstsein für die Meditationspraxis wecken und Einklang für Körper, Geist und Seele herstellen.

Om ist also weniger ein Wort als vielmehr eine Silbe, die als Mantra eingesetzt wird und dabei helfen soll, sich des eigenen Geistes bewusst zu werden und im Moment anzukommen.

 

Dave Stringer, ein bekannter Sänger von indischen Mantren, hat folgende Worte zu diesem wohl bedeutendsten Mantra gefunden:

„O ist der Klang des Wunderns, des Öffnens und des sich selbst Ausbreitens. In beinahe jeder Sprache ist „O“, der Klang dafür, wie wir unsere Überraschtheit und unser Staunen ausdrücken. M bedeutet Genuss und Zufriedenheit. M ist für mich auch das Gegenteil von O. O ist Ausbreitung, M das Zurückkehren. OM ist also eine Verbindung von ganz hinaus- und ganz hineingehen.“

 

Noch ein schönes Zitat von Philipp Strom, Yogalehrer und Begründer der Online Plattform YogaMeHome:

“Das OM im Yoga ist für mich wie ein Knoten im Taschentuch. Es erinnert mich regelmäßig an etwas ganz Wichtiges und das ist die Vergänglichkeit allen Lebens. Genau wie der Klang des OMs aus der Stille heraus geboren wird, anhält und wieder in sie zurückkehrt, genauso komme auch ich aus der Stille, lebe und kehre wieder in sie zurück. Mich daran regelmäßig zu erinnern, rückt für mich vieles wieder in die richtige Beziehung zueinander.” 

 

Trau dich also – sing immer mal wieder (laut oder leise) in unseren Yogastunden ein „Om“, lass dich einfach drauf ein und schau, was passiert.

 Love💕

Katharina

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