Monatsinspiration Mai – AHIMSA

Ahimsa (aus dem Sanskrit, wörtl: das Nicht-Verletzen) ist, wie auch letzten Monat, eines der grundlegenden Prinzipien der Yamas und Niyamas aus den Yoga Sutras von Patanjali. Obwohl sie, nicht zuletzt aufgrund ihrer Anzahl, entfernt an die 10 Gebote aus der Bibel erinnern, gibt es doch einen bedeutenden Unterschied: Die Yamas und Niyamas schreiben uns nicht explizit vor, was wir zu tun und zu lassen haben.

Ahimsa, auch in „Gewaltlosigkeit“ übersetzt, erinnert einen in erster Linie daran, dass man andere Menschen nicht verletzen darf. Soweit so gut. Jedoch ist die Gewaltlosigkeit immer auf verschiedene Situationen anzuwenden und anstelle einer Regel, die befolgt werden muss, beschreibt es eine Art „Brille“, durch die man seine Gedanken und Handlungen ansehen bzw. filtern kann.

Was ist damit gemeint?

Nun, die meisten von uns, die bereits ihren Yogaweg beschreiten, verprügeln am Wochenende keine Menschen in Bars oder Clubs. Bis dahin ist alles klar. Jedoch geht die Gewaltlosigkeit weiter als das. Was ist beispielsweise mit verbaler Gewalt? Sagen wir gemeine Dinge zu unseren Mitmenschen, ist auch das eine Form von Gewalt. Denken wir hier beispielsweise mal an die klassische Situation, dass einer Person an einem sowieso schon stressigen Tag, die Vorfahrt im Straßenverkehr genommen wurde – wer kennt nicht die harschen Reaktionen, die dies hervorrufen kann?

Auch passiv-aggressive, nicht explizit erwähnte Dinge in der Kommunikation mit unseren Mitmenschen können unangenehm aufgenommen werden. Hierzu kann ich das Konzept „Gewaltfreie Kommunikation“ von Marshall B. Rosenberg (erhältlich als Buch oder auch als Podcast auf Spotify) sehr empfehlen, durch welches wir lernen, uns mit unseren Mitmenschen mit Mitgefühl und Empathie zu verständigen.

Hinzu kommt aber auch die Gewalt, die wir uns selbst antun. „Ich bin so ein Idiot“ oder „Ich krieg nie etwas gebacken“ sind klassische Gedankenmuster, die sich bei vielen Menschen ganz natürlich eingespielt haben, jedoch immer in kleinen Stücken verletzend wirken.

Man kann das Konzept der Gewaltlosigkeit aber auch noch viel weiter spinnen. Es geht nicht nur darum, aktiv keine Gewalt auszuüben, sondern auch passiv nicht an Gewalt beteiligt zu sein. Aus diesem Grund finden sich in der Welt des Yogas viele Vegetarier*innen und Veganer*innen. Durch die eigene Ernährungsweise das Leid von Tieren zu verringern, gehört für viele eindeutig dazu.

Für mich persönlich ist Ahimsa einer der Gründe, mich ganz aktiv bei Organisationen zu engagieren, die gegen das Ertrinken auf dem Mittelmeer vorgehen. Menschen fliehen vor Gewalt und werden auf ihrem Weg im Stich gelassen. Über viele Jahre haben mich die wiederkehrenden Nachrichten zur schieren Verzweiflung gebracht. Mittlerweile habe ich jedoch gelernt, damit umzugehen, weil ich damit begonnen habe , mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas zu tun. Und was soll ich sagen: Es fühlt sich gut an!

Ihr kennt sicher das Gefühl, wenn ihr für einen nahestehenden Menschen, ein schönes Geschenk besorgt habt und selbst in Vorfreude badet, es überreichen und das freudige Gesicht des Gegenübers sehen zu können. Es ist genau das. Es macht uns ein Stückweit selbst glücklich, anderen zu geben. Ein selbstloser Akt, eine Spende, ein ernst gemeintes, schönes Kompliment, eine Hilfestellung oder ein Gefallen für einen Freund oder eine Freundin – alles Beispiele dafür, dass wir uns selbst besser fühlen können, obwohl wir an andere gegeben habe.

Nun denken sich sicher einige: Naja, soziales Engagement schön und gut, aber ich kann das neben meiner Arbeit und meiner Familie (oder sonstiges) zeitlich nicht leisten. Das erwartet niemand! Es geht darum, mit den verfügbaren Energien ein möglichst gewaltfreies Umfeld zu kreieren, dabei jedoch immer seinen eigenen Weg zu finden. Manche können Zeit investieren, andere spenden, wieder andere schaffen eine gewaltfreie Atmosphäre auf dem Arbeitsplatz, in ihrer Freizeit oder in ihren Familien. Und alles davon ist gut! Yoga schreibt dir nicht vor, wie du zu leben hast, es gibt dir nur immer und immer wieder Hinweise, worauf du deinen Fokus setzen solltest, um einen zufriedenen, glücklichen und gesunden Weg zu finden.

 

Was ist also das Ziel?

Es gibt also kein endgültiges Ziel oder „Erreichen“ dieses Yamas, kein Abhaken eines Kästchens, dass wir es erfüllen. Wir können uns und unsere Handlungen nur immer wieder hinterfragen und aus dem Licht von Gewaltfreiheit noch einmal bewusst betrachten und anpassen. Die Yamas und Niyamas sind Teil des Gesamtkonzeptes von Yoga, was uns zu einem gesunden und glücklichen Leben führt. Je mehr wir also investieren, Gewalt auf der Welt zu verhindern, desto eher werden auch wir selbst eine innere Ausgeglichenheit finden. Denn am Ende sind wir ein großes Ganzes und jede Form von Gewalt, kommt auf irgendeine Weise immer auch wieder bei uns selbst an.

Du willst mehr erfahren?

Ich habe für euch einen besonderen Workshop zu Ahimsa vorbereitet. Wir werden ergänzend  über dieses Yama sprechen, eine Yogapraxis gefüllt mit Gewaltlosigkeit und dem selbstlosen Geben durchgehen und anschließend einen kurzen Einblick zur Situation auf dem Mittelmeer bekommen.

Das Beste daran: Deine Teilnahmegebühren gehen als Spende an die Organisation „Sea-Watch e.V.“ und sind somit ein kleiner Beitrag zu mehr Gewaltlosigkeit auf deinem Yogaweg.

Deine Nina

 

Workshop Karma – Yoga – Workshop zugunsten Sea-Watch

Wann? Samstag 13,05.2023  • 15.00 – 17.00 Uhr

Wo? in der Yogaschule Flensburg / Hochfeld

Anmeldung? Über diesen Link

 

Du möchtest laufend über unsere Aktionen und Neuigkeiten informiert oder die monatliche Inspiration erhalten?

Dann abonniere ganz einfach unseren regelmäßig erscheinenden Yogaschule Flensburg Newsletter: