„Sooo eine tolle Stunde! Ich bin mega begeistert und so entspannt – ich komme jetzt ganz oft zum Yoga!“
Wenn wir Yogelehrer*innen solche Feedbacks bekommen, freuen wir uns na klar sehr und denken, dass da jetzt gerade mal wieder ein „Yoga-Funke“ übergesprungen ist.
Nadja – so nenne ich mal die Begeisterte – geht nach Hause, erzählt ALL ihren Freundinnen von ihren tollen Erfahrungen und verspricht jedem/jeder, dass sie ab jetzt MINDESTENS 3 x/Woche zum Yoga gehen wird. Sie kauft sich sofort die beste Yogamatte, ein schickes Yogaoutfit und los geht die traumhaft – erfüllende, glücklich- und fit- machende Yogakarriere.
Switchen wir mal 2 Monate weiter: Nadja hat sich ganz, ganz fest vorgenommen, diese Woche doch wenigstens EINMAL zum Yoga zu gehen. Doch dann kommt sie erschöpft von der Arbeit nach Hause. Sie hat noch Einiges zu Hause zu erledigen (Haushalt, Kids versorgen, Telefonate…) und als es dann soweit ist, lächelt ihr Sofa und die fesselnde Netflix- Serie sie so verlockend an, dass sie nur noch auf Sofa fällt, vor dem Fernseher einschläft und sich dann irgendwann viel zu spät ins Bett schleppt.
Am nächsten Morgen ärgert sie sich, hat irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil sie ja allen (sich selber besonders) so begeistert von ihren Yoga-Plänen erzählt hat. Es kommen Gedanken wie „Das schaffe ich sowieso alles nicht.“, „Yoga ist doch nichts für mich (bin eh zu ungelenkig;-))“, „Nächstes Jahr probiere ich es nochmal“.
So oder so etwas Ähnliches kommt dir doch bestimmt bekannt vor- oder?
Im Yoga werden 3 grundlegende Eigenschaften des Geistes genannt, die sogenannten „Gunas“: Tamas, Rajas, Sattva.
Die Gunas sind feinstoffliche Energien, die unseren Geist beeinflussen und damit maßgeblich unsere Persönlichkeit beschreiben.
In Nadjas Fall war ihre Anfangsbegeisterung ganz klar „rajasisch“ geprägt, während die Trägheit und die negativen Gedankenspiralen aus einer „tamasischen“ Energie heraus entstand.
Wichtig ist zu wissen, dass alle drei Gunas immer in uns vorhanden sind, wir haben aber die Möglichkeit die relative Verteilung der drei Eigenschaften bewusst zu verändern. Wenn wir die Gunas verstehen und in uns erkennen, können wir so Stress vorbeugen und die Balance und Harmonie in unserem Leben fördern.
Die Eigenschaften der Gunas
Sattva:
Sattva steht für Reinheit, Ausgeglichenheit und Harmonie. Es ist die Qualität der Zufriedenheit und Glückseligkeit. Es ist der Zustand des Gleichgewichts, der Heilung bewirkt. Im Yoga wird Sattva als Qualität gesehen, die spirituelles Wachstum ermöglicht.
Rajas:
Rajas bedeutet wörtlich Staub, also etwas, das immer in Bewegung ist – wie ein Kolibri. Im Menschen zeigt sich Rajas in Form von Kraft, Leidenschaft, Wagemut, aber auch Streben und Gier oder Ruhelosigkeit.
Tamas:
Tamas ist die Eigenschaft der Schweren, des Zurückhaltenden, des Tragenden oder Trägen, aber auch der Stabilität, die aller Materie, auch dem Körper, den notwendigen Halt gibt. Erde, Mineralien oder Bäume weisen exemplarisch die Eigenschaft Tamas auf.
Wie können wir die Gunas beeinflussen?
Das vorherrschende Guna bestimmt, wie wir die Welt wahrnehmen. Es wirkt sich auf unser Verhalten, unsere Einstellung und unsere Handlungen aus. Daher kann es sinnvoll sein, die Energien in uns aktiv zu verändern. Durch bestimmte Ernährung, sowie unseren Lebensstil als auch externe Umwelteinflüsse kannst du den Anteil von Sattva, Rajas und Tamas in uns bewusst beeinflussen.
Tamas reduzieren
Wenn dein Tamas überhandgenommen hat, fühlst du dich wahrscheinlich emotional sowohl als auch physisch abgeschlagen, müde und deprimiert. Allein der Gedanke daran, etwas tun zu müssen ist schon anstrengend.
Tipps um Tamas zu reduzieren:
- Bewege dich! Wenn du deinen Körper bewegst, bringst du auch die Energien in dir in Bewegung, was wiederum Veränderungen deines psychischen Zustands bewirkt. Ganz egal, wie du dich bewegst, fang einfach mit etwas an, das dir am ehesten zusagt.
- Verbanne „Junk Food“ aus deiner Ernährung. Junk Food hat im Yoga grundsätzlich keinen Platz, aber es ist umso wichtiger, Lebensmittel mit möglichst vielen Nährstoffen zu sich zu nehmen, wenn Tamas dominiert.
- Schränke deinen Medienkonsum ein. Stundenlanges Serienschauen, das ziellose Scrollen im Internet und auf sozialen Medien lässt uns oft noch fauler und antriebsloser werden.
- Fokussiere dich auf das Positive in deinem Leben. Starte eine Dankbarkeitspraxis, oder lies Bücher und Artikel, die dich motivieren und inspirieren.
Rajas reduzieren
Du benötigst Rajas, die Bewegung und Aktivität, um Tamas entgegenzuwirken. Wenn nun dein Rajas zu stark angestiegen ist, musst du es wieder beruhigen. Das Ziel ist es, eine Umwandlung in Sattva zu erreichen, anstatt wieder in unsere Tamas Trägheit zu verfallen.
Tipps um Rajas zu reduzieren:
- Meditiere regelmäßig. Meditation hilft unserem Körper und Geist zur Ruhe zu kommen.
- Achte in deiner Ernährung darauf, nicht zu viele stimulierende Lebensmittel zu dir zu nehmen. Dazu zählt natürlich Kaffee, aber auch zu scharfe, gesalzene oder heiße Nahrung kann dein Rajas erhöhen.
- Verbringe Zeit in der Natur. Die Verbindung zur Natur erdet uns und unterstützt uns dabei Körper und Geist in Balance zu bringen.
- Schränke deinen Nachrichtenkonsum ein. Nachrichten fördern deine Ängste und Sorgen, daher versuche Nachrichten beispielsweise nur einmal am Tag zu konsumieren oder vielleicht sogar mal ein paar Tage ganz ohne Nachrichten auszukommen.
Sattva erhöhen
Egal welche Doshas und welche Gunas bei dir dominieren – versuche immer Sattva zu erhöhen, um mehr Zufriedenheit in deinem Leben zu finden.
Um Sattva zu erhöhen, musst du Rajas und Tamas reduzieren, dich sattvisch ernähren und dir ein positives Umfeld schaffen.
Sattvische Lebensmittel umfassen vor allem Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse, sowie Hülsenfrüchte.
Yoga-Praktiken erzeugen ebenfalls Sattva in Körper und Geist, daher empfiehlt sich auch eine regelmäßige Yoga-Praxis, um Sattva zu kultivieren.
Die 3 Gunas zusammengefasst
Alle drei Gunas sind notwendig und auch immer in dir vorhanden, allerdings streben wir danach Sattva zu erhöhen. Ein sattvischer Geist ist schließlich ein glücklicher Geist. Wenn du erkennst, welche der drei Eigenschaften in einer bestimmten Situation oder unter bestimmten Umständen dominieren, kannst du bewusst entscheiden, wie du reagieren und wie du Körper und Geist konditionierst. Der Großteil deines Lebens wird immer durch Rajas und Tamas geprägt sein, das ist ganz normal, doch kannst du deren Wirkung durch kleine Veränderungen verringern. Dadurch erhöhst du Sattva, was dir mehr Harmonie, Glück und Freude in deinem Leben bringt.
Die Yogapraxis generell dient dazu, dein Sattva zu erhöhen – das tut sie ganz von alleine und ohne, dass du daran denken musst.
So wirst du immer seltender von „einem in das andere Extrem“ deiner Gefühlswelt wechseln und dich irgendwie fremdgesteuert fühlen, sondern du kannst immer klarer und entspannter deinen Weg gehen.
Und das werden auch die Lebewesen um dich herum spüren – du wirst freundlicher, mitfühlender und liebevoller in dein Leben hinausgehen.
Freue dich auf unsere Yogastunden in diesem Monat – da wirst du noch mehr über die Gunas hören und erleben🙏🏼
Love💕
Katharina